Sie erhalten ein Schreiben von einem spanischen Gericht,
aber Sie wissen nicht, worum es geht. Das, nicht etwa weil
Sie der spanischen Sprache nicht ausreichend mächtig
wären, nein. Vielmehr suchen Sie trotz grösster
Mühen nach dem sogenannten Betreff wer gegen wen
aus welchem Grund.
Stattdessen findet sich nur eine Ladung Ihrer Person am Tag
X um ..... Uhr beim Gericht zu erscheinen. Nun
beginnt die grosse Unsicherheit, das grosse Rätselraten,
worum es denn gehen könnte.
Die Auseinandersetzung mit dem Nachbarn vor einem Jahr oder
hängt es mit unserem Bau zusammen. Und überhaupt,
der Termin so kurzfristig und ich bin zu dieser Zeit doch
in Deutschland. Muss ich nun extra deshalb anreisen, was natürlich
mit entsprechenden Kosten und Umständen verbunden wäre?
Kann ich einen Vertreter bevollmächtigen?
Unsicherheit greift um sich, die bald umschlägt in nachhaltige
Verärgerung: Wie kann ich ein amtliches Schreiben erhalten,
in welchem nicht vermerkt ist, um was es überhaupt geht?
Das müssen doch Überbleibsel aus autoritären
Regierungszeiten sein. Schnell kommt die Vermutung, das hier
Ausländer benachteiligt werden sollen. Und in der Rechtspraxis
wirkt sich dies tatsächlich oft so aus, wenn Sie nicht
dauernd in Spanien anwesend sind.
Ihre Immobilie wird beispielsweise sicherungsgepfändet,
obgleich sich schliesslich herausgestellt hat, dass die gegen
Sie geltend gemachte Forderung in mehr oder weniger betrügerischer
Absicht erfunden worden ist.
Oft erlangen Sie von dem Gerichtsschreiben erst Wochen oder
Monate später Kenntnis, mitunter wurde es auch von einem
anderen Bewohner des Gebäudes entgegengenommen.
Wird nun der Richter auf all diese Umstände angesprochen,
ist die regelmässige Antwort folgende: Dann müssen
Sie eben während Ihrer Abwesenheit dafür Sorge tragen,
dass die Post und übergebene Schreiben Sie ordnungsgemäss
erreichen. Das ist die Theorie, für die oft kaum realisierbare
Praxis sind Sie zuständig.
Besonders ärgerlich ist die Angelegenheit dann, wenn
der Gegenseite Ihre Anschrift usw. in Deutschland bestens
bekannt war und auf dem Gerichtsweg mit Zustellung in Spanien
versucht wurde, sich illegitime Vermögensvorteile zu
verschaffen.
Gleiches wird allerdings auch von Deutschen in Deutschland
versucht, denen bekannt ist, dass Sie sich einige Monate in
Spanien aufhalten.
Welche Schlussfolgerungen gilt es nun hieraus zu ziehen ?
Wer Gerichtsschreiben in Spanien erwartet, sollte entsprechende
Vorkehrungen treffen. Die andere Strategie geht dahin, mit
der möglichen gerichtlichen Gegenseite über einen
Anwalt dergestalt Kontakt zu halten, dass eine eventuelle
Klage an den Anwalt zugestellt wird, um auf diese Weise entsprechende
Rechtsnachteile durch Unkenntnis der Klagezustellung an die
spanische Adresse zu vermeiden.
Strategie Nummer drei geht nun dahin, den potentiellen Rechtsstreit
zur rechtsgültigen vergleichsweisen Regelung im aussergerichtlichen
Bereich zu vermeiden. Die Konfliktregelung erspart immer auch
Arbeitsstunden!
Günter Menth
Rechtsanwalt / Abogado inscrito
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